Geschichte
Unter- und Oberheinsdorf
Die Besiedlung begann etwa um das Jahr 1100, ausgehend vom „Sorggut“ in Reichenbach, das eine Schutzfunktion für die Siedler hatte. Es lag am Ausgang der jetzigen Sorggasse. Bis etwa 1250 entstand ein Siedlungsbereich an den Angerwiesen des heutigen Unterdorfes. Diese Ansiedlung wurde durch einen Zufahrtsweg ab der Sorggasse in Reichenbach erreicht, der heute noch als Wanderweg vorhanden ist und seit 1995 „Alter Stadtweg“ heißt.
Mit der weiteren Rodung der Wälder rechts und links des Raumbaches entwickelte sich die Ansiedlung zum parzellierten Waldhufendorf, das erstmals 1323 urkundlich als „Heinrichesdorf“ erwähnt wurde. Bis zum Jahre 1500 setzte sich die Ansiedlung in den Tallagen und in den gerodeten Hanglagen bis zur „Hertelsmühle“ im Ortsteil Oberheinsdorf fort. Gleichzeitig entwickelte sich das mit der Landwirtschaft verbundene Handwerk, z.B. Mühlen, Stellmachereien und Schmieden. Im Jahr 1460 werden „beyde Heinrichstorf“ als „Villa Heynrichsdorf und Obirheinrichsdorff“ urkundlich erwähnt und um diese Zeit müssen wir auch die Ortsteilung einordnen.
Als etwa 1600 die Bebauung des Angers in Reichenbach abgeschlossen war, entstand ab der Mittelgasse eine neue Ortszufahrt nach Unter- und Oberheinsdorf, die über ein kleines Waldstück „Die Höhe“ führte und später dann als Dorfstraße auch die Verbindung nach Hauptmannsgrün brachte. Die Holzbrücken über dem Raumbach wurden nach und nach durch massive Brücken aus Stein ersetzt. Die Orte erlebten mit dieser Straße einen beachtlichen Aufschwung. So entstand eine Posthalterei (Gasthof zur Post am Malzen Berg), die sogar einen Ausspann für die Postkutsche hatte. Aber auch das Handwerk erweiterte sich und es gab Zimmereien, Bäcker, Schuster und mehrere Gasthöfe.
Durch den Wasserreichtum und die gute Wasserqualität begann 1871 die Ansiedlung der Färberei und Appreturanstalt Berhard Dietel AG, der weitere vier Textilbetriebe bis zur Jahrtausendwende folgten. Viele Einwohner fanden in diesen Betrieben Arbeit und Brot, und die Einwohnerzahl stieg beachtlich.
Gleichzeitig wurden Einzelhändler, Friseure, Schneider, Schuster, Gärtner und ein Cafe‘ sesshaft. Ab 1901 entstand bis zur Wollentfettungs AG in Oberheinsdorf die Trasse der Rollbockbahn, die ab Dezember 1902 im Güterverkehr und ab 1909 auch im Personenverkehr befahren wurde. Im Jahre 1963 wurde der Rollbockverkehr wegen Verkehrsbehinderungen eingestellt. Der Rollbockverein Heinsdorfergrund hat zur Jahrtausendwende die Rollbocklockomotive wieder nach Oberheinsdorf, dem Endbahnhof, zurückgeholt und stellt sie dort im neu erbauten Lokschuppen den interessierten Besuchern vor.
So prägen Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie die Orte bis zum heutigen Tage und bestimmen zusammen mit den Betrieben im Gewerbegebiet „Kaltes Feld“ das wirtschaftliche Leben der Gemeinde und ihrer Einwohner, auch im 21. Jahrhundert.
Harry Neubert
Hauptmannsgrün
Hauptmannsgrün wurde erstmals 1367 in einem Privilegiertenbrief des Kaisers Karl IV. urkundlich erwähnt. Aus Kirchenbüchern geht hervor, dass Hauptmannsgrün als eingepfarrter Ort zum Kirchenspiel Waldkirchen gehörte, welches bereits 1140 urkundlich erwähnt wird. Von einer relativ frühen Besiedlung des Gebietes von Hauptmannsgrün zeugt auch eine frühdeutsche Ringwallanlage aus dem 13. Jhd., deren Reste noch heute östlich der Waldkirchner Strasse zu sehen sind. Der Name des Ortes wandelte sich im Laufe der Jahre mehrfach und bedeutet soviel wie „Rodesiedlung eines Hartwig bzw. Hartmann“.